Es gibt keinen guten Weg, eine Beziehung zu beenden. Egal wie „freundschaftlich“ und „im Guten“ man sich trennt – egal wie gerne man sich hat, es tut immer weh. Jedes Ende bedeutet immer den Verlust eines bisher festen Bestandteils unseres Lebens. Und seien wir doch mal ehrlich: Kaum etwas macht uns so viel Angst wie Veränderung.
Das momentane Leben mag seine Schwächen haben und ja – wir beschweren uns gerne, was soll man schließlich sonst mit seiner Zeit tun – aber noch einmal komplett von vorne beginnen? Alles umkrempeln und neu gestalten? Nein Hilfe, dann doch bitte lieber wieder zurück in den alten Trott: „Ich liebe dich nicht, aber wenigstens weiß ich bei dir woran ich bin“. Und man macht sich vor, dass es reicht, aber das tut es nie.
Liebe ist Wahnsinn. Reine Logik wählte nie die Liebe, sondern immer die Sicherheit. Aber die macht einsam. „Mögen“ taugt nichts als Ersatz für „lieben“. Ich mag meine Handcreme, meine Buchsammlung oder meine neue Jeans…aber wer will denn bitte sein Leben auf der Zuneigungsskala eines Möbelstücks verbringen? Also folgt irgendwann das Eingeständnis: „Ich liebe dich nicht, aber ich kann versuchen mit dir zu leben.“ Aber auch das erweist sich als Illusion.
Und so steht man irgendwann vor den Scherben einer Illusion und muss das eigene Selbst langsam wieder zusammensetzen. Aus dem „wir“ wird wieder ein „ich“. Aus dem „Freund“ ein „Ex“ und vielleicht irgendwann doch ein „Kumpel“. Doch wer war eigentlich nochmal „ich“ und wo finde ich es? Lieber nicht zu lange nachdenken und wieder einen Ersatz suchen, alleine macht doch einfach keinen Spaß.
Aber es nutzt nichts, wer kann schon lieben wenn das eigene Ich noch nach einer Identität sucht? Oder anders herum gesagt: Ein „etwas“ lässt sich schwer lieben, vor allem wenn es irgendwann erkennt, dass es kein etwas bleiben möchte, sondern wieder zum „ich“ zurückkehrt. Also folgt ein neues Eingeständnis. „Ich liebe dich nicht und ich kann und will damit auch nicht leben.“ Mach’s gut, du der mich nie wirklich kannte.
Ja, eine Beziehung endet immer mit Schmerzen, auch wenn alles friedlich und freundlich ablief. Aber es gibt eine Sache, die noch viel mehr schmerzt: Das Eingeständnis, warum es mit der Liebe nie so wirklich geklappt hat. Warum es irgendwo nie über die Möbelniveau-Skala hinausging. Und diese Erkenntnis schmerzt noch mehr, als alles andere. „Ich konnte dich nicht lieben, weil ich mein Herz vor langer Zeit hergeschenkt habe.“ Bitter, ja ich weiß.
Betrachte einmal die Dinge von einer anderen Seite, als Du sie bisher gesehen hast, denn das heißt, ein neues Leben beginnen.
(Marc Aurel)
Die Erkenntnis klingt ein wenig blümerant, als sollte sie doch noch bitte nicht so schmerzhaft sein.
Aber die schmerzhaftesten sind die besten.