Feminismus. Ein Wort, das in den letzten Jahren mehr und mehr zum Unwort verkommt. Starke Frauen machen Männern Angst – das war schon immer so. Vieler schlimmer finde ich, dass Frauen selbst den Feminismus boykottieren.
Ich persönlich kann eine Frau nicht mehr für voll nehmen, die sich ernsthaft hinstellt und sagt: „Ich mag keine Feministinnen!“ Allein wegen der Tatsache, dass sie ohne Feminismus nicht mal das Recht auf eine eigene Meinung hätte. Aber Unwissenheit schützt bekanntlich nicht vor Dummheit.
Bei Feminismus geht es um mehr als Alice Schwarzer, ganz sicher nicht um Charlotte Roches Fäkalromane und es dreht sich definitiv um mehr als nur das „depperte Gendern“. Wobei das „Gendern“ ein erster Schritt ins kollektive Bewusstsein der Gesellschaft war.
Feminismus ist der radikale Gedanken, dass Frauen auch Menschen sind.
Das mag überzogen klingen, bringt die Sache aber tatsächlich auf den Punkt. Hier ein paar Beispiele, was ohne Feminismus – also Frauen und natürlich auch Männer, die für die Rechte von Frauen kämpfen – gar nicht möglich wäre:
- Wählen: Erst seit 1918 dürfen Frauen in Deutschland wählen. Das erste Land, das flächendeckend das Frauenwahlrecht einführte, war 1893 Neuseeland.
- Gleichberechtigung: Erst seit 1957 sind Frauen und Männer in Deutschland laut Bundesgesetz gleichberechtigt.
- Ein eigenes Bankkonto: Bis 1957 brauchten Frauen dafür die Zustimmung ihres Ehemannes.
- Arbeiten: Bis 1977 mussten Ehefrauen eine schriftliche Einverständniserklärung des Ehemanns vorlegen, wenn sie einer Arbeit nachgehen wollten.
In einigen Ländern dieser Erde dürfen Frauen immer noch keines dieser vier Dinge. Mancherorts können Ehemänner ihre Gattinnen verstoßen und einfach die Kinder behalten. Oder sie gleich umbringen.
Meine Frage also: Wie kann auch nur eine Frau auf dieser Erde ernsthaft sagen: „Ich bin keine Feministin”? Dafür gibt es leider nur ein Wort: Dumm.