Manipulation. Ein Wort, bei dem einem ein ungutes Gefühl in der Magengegend entsteht. Ein Wort, bei dem man sich gerne einredet, es betreffe einen nicht. Menschen halten sich oft für schlauer und besser, als sie es eigentlich sind. Das liegt daran, dass unsere gesamte Gesellschaft mittlerweile auf der Kunst der Manipulation aufgebaut ist.
Der Mensch sieht stets nur das, was er auch sehen will. Wer die Realität geschickt genug verzerrt, der kann aus einem Schaf einen Wolf machen und umgekehrt. So kann die ultimative Unterdrückung zur Freiheit werden – am besten noch mit einem prominenten Gesicht als Aushänger. Das glauben Sie nicht? Na dann passen Sie mal auf.
So ging am 14. April folgende Nachricht durch die Boulevard-Blätter des Landes: Sila Sahin hat sich als erste Deutschtürkin für den Playboy ausgezogen! Wenn Sie sich jetzt fragen „Sila wer…?“ Keine Sorge, die junge Dame ist wohl eher den 12-16jährigen Fans der RTL-Soap „Gute Zeiten Schlechte Zeiten“ ein Begriff und läuft eher unter dem Promi-Faktor C –D. Was aber auch egal ist, denn im Grunde ging es bei der ganzen Geschichte nur darum, dass sich eine deutsche Muslimin halbnackt auf dem Cover des Playboy räkelte.
Und die Begründung, warum sie das denn getan hat, ist schon beispiellos. So erzählt Frau Sahin der BILD: “Für mich sind diese Fotos eine Befreiung von den kulturellen Zwängen meiner Kindheit. Zu lange wollte ich es immer allen recht machen. Ich will mit diesen Fotos jungen Türkinnen zeigen, dass es okay ist, wenn man so lebt, wie man ist. Dass es nicht billig ist, wenn man Haut zeigt. Dass man seine Ziele verfolgt, anstatt sich unterzuordnen.“
Dazu stellen sich mir dann folgende Fragen:
1. Sich zur Wichsvorlage für notgeile Jungs und Männer zu machen soll „eine Befreiung von kulturellen Zwängen sein“?
2. Sich auszuziehen soll ein Beispiel dafür sein, wie man „seine Ziele verfolgt, statt sich unterzuordnen“?
3. Was denkt die gute Frau Sahin eigentlich, warum die Playboy-Leser wohl so ein Magazin kaufen? Wegen der guten Artikel ist klar.
Ich meine, ist schon klar, dass man so was irgendwie verkaufen muss und nicht einfach sagen kann: „Hey ich brauchte Geld und Publicity, dass ich als Türkin im Playboy meine Brüste ablichten lasse, hat mir beides beschert“. Aber hallo? „Ich will mit diesen Fotos jungen Türkinnen zeigen, dass es okay ist, wenn man so lebt wie man ist“ – Aha, es ist also okay, wenn man sich nackt ablichten lässt und dafür eine Menge Kohle einstreicht. Oder noch überspitzer formuliert: Es ist okay, sich zur Wichsvorlage zu machen, solange die Kohle stimmt? Naja, das war dann ja wieder ein großer Sieg für alle Feministen dieser Welt.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch – ich habe rein gar nichts gegen den Playboy. Es ist mir völlig egal, ob es solche Heftchen gibt und ob Männer sich das kaufen. Was mir gegen den Strich geht, ist das solche Hohlbratzen wie diese Sila Sahin das als Befreiung und Vorbildfunktion verkaufen wollen. Denn sexuelle Befreiung bedeutet sicher nicht, dass man sich selbst zur Wichsvorlage oder zum Sexsymbol degradiert. Eine wirklich starke Frau, die mit sich, ihrer Kultur und ihrer Sexualität im Reinen ist, hat so etwas nicht nötig.
Aber unsere deutschen Medien –allen voran BILD und RTL verkaufen das natürlich gleich wieder als feministischen Sieg. Taktisch wurde das Ganze ja auch super platziert. Schließlich tanzt Sila Sahins Freund Jörn Schlönvoigt grade bei „Let’s Dance“ wo er auch gleich zu den Fotos seiner Freundin befragt wurde. Im Übrigen findet er es natürlich auch total toll, dass nun jeder die Brüste seiner türkischen Freundin begaffen darf.
Wie gesagt, Manipulation hat immer dann gesiegt, wenn die Marionette denkt, sie tanze ohne Fäden. Herzlichen Glückwunsch dazu.
Hallo,
ich wollte dir Danken, dass du diesen Blog geschrieben hast! Du hast mir aus der Seele gesprochen!
DANKE
Mal abgesehen davon, dass man sich mit hochglanzproduzierten Nacktbildern in realitätsferne Sexfantasien verlieren kann, was ist denn bitte schön am Wichsen auszusetzen.
Und Frauen sind, zumindest für Männer, auch immer Sexobjekt, es hängt aber immer noch vom jeweiligen Betrachter ab, ob man sie darauf reduziert.
(Ach ja, und ich bin gerade etwas einsam, aber das ergibt sich ja daraus, dass ich hier kommentiere 🙂
Dazu folgende Antwort: http://kidayna.com/2011/04/27/rassismus-und-sexualitat-eine-klarstellung/ 😀
Klasse Artikel, du redest mir aus der seele 😉
Gruß