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Oscars 2014: Her

Nur noch drei Filme, dann habe ich es geschafft: Einmal alle wichtigen Oscar-Filme vor der Verleihung der Academy Awards am 02. März 2014 zu schauen. Wie lange ich allerdings brauche, um die ganzen Filme dann emotional zu verarbeiten, weiß ich noch nicht. Egal, hier kommt die Review zu: „Her“.

Ich habe mal einen wunderbaren Spruch gelesen, der zu „Her“ passt wie der Hintern auf den Eimer: „Menschen sind dazu da, um geliebt zu werden und Dinge dafür da, benutzt zu werden. Doch wir leben in einer Welt, die das durcheinander gebracht hat: Wir benutzen Menschen und lieben Dinge.“ In „Her“ verschwimmen die Grenzen zwischen „Ding“ und „Mensch“ zunehmend.

„Her“ in zwei Sätzen:

Theodore (Joaquin Phoenix) ist ein einsamer Mann, der sein Geld damit verdient, für andere Leute Briefe aufzusetzen und der ansonsten hauptsächlich seiner Exfrau hinterhertrauert – das ändert sich, als er sich ein neues Computer Betriebssystem kauft. Das personalisierte System stellt sich als „Samantha“ (Scarlett Johansson) vor und beginnt Theodores trostloses Leben zu sortieren, während Theodore sich langsam in die körperlose Stimme verliebt.

Die Maschinen haben den Krieg gewonnen

In „Terminator“ kämpfte die Menschheit gegen die übermächtigen Maschinen – dabei gibt es so viel einfachere Möglichkeiten, die Menschen zu beherrschen. In „Her“ lebt Theodore in einer Zukunft, die unsere Gesellschaft der Smartphone-Zombies konsequent zu Ende denkt: Statt eines Geräts hat Theodore einen Knopf im Ohr, der sein ganzes Leben organisiert – E-Mails lesen/schreiben, Online-Games spielen, Chatroom beitreten – alles per mündlichem Kommando möglich. In Theodores Welt reden Menschen nicht mehr miteinander, sondern fast ausschließlich mit dem Knopf in ihrem Ohr.

Samantha die körperlose Traumfrau

Dann ändert sich alles: Statt einer männlichen Computerstimme spricht auf einmal eine heisere sexy Frauenstimme mit Theodore. Sie organisiert seinen Posteingang, hilft ihm bei seinem Game, gibt freche Antworten, fordert ihn heraus, flirtet und ja…ist beinahe wie eine echte Frau. Nur ohne Körper. Ich konnte Theodores Gefühle verstehen – ich hätte mich an seiner Stelle auch in „Samantha“ verliebt – oder eher, in das Gefühl, dass es jemanden gibt, der sich um einen sorgt. Der einen gern hat.

Die Geschichte der einsamen Menschen

„Her“ macht mir Angst – weil wir diese Zukunftsversion eigentlich schon fast leben. Es gibt bereits genug Menschen, die vor ihrer Einsamkeit in andere Realitäten entfliehen. Virtuelle Realitäten. Weil man dort alles und jeder sein kann, der man will: Reich, schön, ein Held, ein Bösewicht oder gleich ein völlig neues Wesen. In der echten Welt hält man es als Normalsterblicher – also jemand ohne viel Geld, ohne großartigen Erfolg oder ohne sonderlich gutes Aussehen – fast nicht aus.

Theodore nutzt Samantha um in eine andere Realität zu fliehen – auch wenn diese nur in seinem Kopf existiert. Und irgendwie hofft man als Zuschauer, dass es ein Happy End für die beiden gibt. Genau deshalb, macht mir „Her“ Angst – weil wir vielleicht in wenigen Jahren alle Theodore sind.

Weitere Texte zum Oscars-Projekt 2014:

>>>> Blue Jasmine: Woody Allen versteht mich wieder!
>>>> American Hustle: Ähm? Gähn?
>>>> Dallas Buyers Club: Die Tragikkomödie des HIV-Cowboys
>>>> Im August im Osage County: Drama Baby!
>>>> Gravity: George braucht irgendwie keiner
>>>> The Wolf Of Wall Street: Einmal extrafad bitte
>>>> 12 Years A Slave: Ein Alptraum

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