Ich wünschte, es wäre einfacher. Alles. Nur ein wenig einfacher. Ein kleines bisschen weniger schwer. Aber einfach kann ja jeder und ich bin nun mal nicht jeder und das macht alles etwas komplizierter als nötig. Deshalb steht meine Küche jetzt Kopf, meine Fenster haben keine Vorhänge und das Internet braucht auch etwas länger als nötig.
Es soll ja Leute geben, bei denen immer alles auf Anhieb klappt. Die immer Glück haben und bei denen alles wie am Schnürchen läuft. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass diese Leute wirklich existieren. Niemand hat immer nur Glück, außer im Märchen oder vielleicht in einem Film. Ansonsten kämpfen wir doch alle mit dem unvorhersehbaren Pech oder nicht?
Knapp vorbei ist auch daneben
Also, ich glaube das wirklich. Aber manchmal scheint es, als liefe bei allen alles immer gut und bei mir immer knapp an gut vorbei. Ich habe zum Beispiel für meine neue Wohnung eine sehr günstige gebrauchte Küche gekauft, inklusive Geschirrspüler und Herd. Wie sich herausstellte, ist die Küche zwar immer noch toll, aber spiegelverkehrt – was bedeutet, dass ich jetzt komplett neue Arbeitsplatten brauche. Meine günstige Küche kostet mich wohl also jetzt am Ende fast genauso viel wie eine neue.
Das ist nur ein Beispiel. Es läuft immer so knapp nicht ganz gut bei fast allem das ich mache. Ich frage mich nun also: Liegt das an mir? An meiner negativen Einstellung (sagt meine Mutter), an meinen hohen Ansprüchen (sagt meine beste Freundin) oder einfach daran, dass ich mich dauernd mit anderen vergleiche (frage ich)? Es gibt genug Studien die beweisen, dass wir mit uns selbst viel kritischer umgehen als mit unserer Umwelt.
Durch die falsche Linse ins falsche Bild
Meine beste Freundin sagte mir zum Beispiel mal, dass sie mich für meine Abenteuerlust beneidet. Ich fragte sie, wovon sie redet. „Na du hast keine Angst, immer wieder neu anzufangen.“ Tatsächlich rutsche ich seit Jahren immer wieder von einem Desaster ins Nächste und muss wieder ganz von vorne anfangen – meistens in einer neuen Stadt in der ich keine Sau kenne. So wie gerade wieder. Was ich als ständiges und sich wiederholendes Scheitern interpretiere, findet sie bewundernswert und mutig.
Wer hat nun also die falsche Wahrnehmung? Ich oder sie? Bin ich vielleicht doch nicht die Versagerin, als die ich mich fühle? Ich weiß es nicht. Aber vielleicht ist es mit all den Dingen die ständig schief gehen ja ähnlich: Vielleicht nehme ich das Scheitern, knapp-an-gut-vorbeischlittern und die Totalausfälle der Anderen einfach nur nicht wahr. Weil ich nur sehen will, dass alle es so viel einfacher haben als ich.