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Freiheit – was immer du auch sein magst

Pic: where_ever_i_am (c) MorgueFile
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Freiheit ist…ja was? Eines der kostbarsten Güter der Einbildungskraft (Ambrose Bierce) oder ist es doch so, dass es keine Grenzen gibt, sondern nur die Angst immer neue Grenzen setzt? So viele Dichter, Denker, Politiker, Wissenschaftler und Philosophen sprechen immer wieder von der Freiheit. Aber was ist Freiheit und…wo beginnt sie?

Der Mensch erlegt sich stets neue Zwänge auf – egal ob persönlich, familiär, sozial oder kulturell. Die wohl größte Freiheit ist die der Gedanken und Gefühle, zumindest solange, bis ihnen Worte oder Taten folgen. Denn für meine Gedanken und Gefühle kann mich niemand bestrafen, für meine Worte und Taten dagegen schon. Wo endet also meine persönliche Freiheit? Logischer weise dort, wo die persönliche Freiheit des anderen beginnt.

Familie oder das Fehlen der solchen prägen den Menschen. Die Vorstellungen der Eltern beeinflussen das Kind von Beginn an – ihre Erziehung, ihre Werte, ihre Ansichten. Egal ob man später dagegen rebelliert oder damit konform geht, wirklich erwehren kann man sich dessen nicht. Die familiäre Freiheit wird durch vielerlei begrenzt: Die Vorstellungen und Erwartungen der Eltern, Geschwister, Angehörigen und später eventuell der Ehepartner oder Kinder. Die Frage hier ist, wie viel Freiheit man sich nimmt und wie weit man diese auslebt. Manch einer bleibt sein Leben lang unter der Kutte des Vaters/der Mutter, während andere von klein auf offen rebellieren.

Doch das Kind bleibt nicht nur in der Familie – bald muss es sich auch der Gesellschaft stellen. Zunächst in Form des Kindergartens und der Schule und später in der Ausbildung/Studium/Berufsleben oder den Hobbies. Spätestens hier trifft man dann auf Regeln, die jeder einzuhalten hat. Je nach familiärem Hintergrund tut man sich damit leichter oder schwerer, vor allem weil man schnell feststellt – wir sind zwar theoretisch alle gleich, aber manche sind dann doch ein wenig gleicher als andere.

Wer vom Dorf kommt, kennt das vielleicht: Kindergärtnerinnen und Lehrer (besonders in der Grundschule) tendieren dazu, Lieblinge zu haben. Diese Lieblinge haben dann meist Eltern, die häufig Kaffeekränzchen und ähnliches veranstalten und genießen mehr Freiheiten als die Kinder ohne solche Hausfrauen-Mamis. Bereits hier beginnt auch das Phänomen, dass unsere Gesellschaft so prägt, die Teilung von Rebellen und Mitläufern. Später werden sich diese Kinder noch weiter entwickeln zu den künftigen Speichelleckern, Lügnern, Mitläufern, Karrieremenschen, Faulenzern, Schmarotzern, Rebellen, Gläubigen und Heuchlern.

Dieses Phänomen beginnt mit der Herausbildung einer Meinung. Und wir lernen schnell: Eine Meinung zu haben ist zwar gut, aber es muss die Richtige sein! Die Meinungen, die konträr zur Mehrheit stehen, bringen einem schnell Ärger ein und katapultieren einen schnell ins Aus. Jetzt macht sich auch der erste Charakter, den die Familien schon prägten, bemerkbar. Wo endet also die gesellschaftliche Freiheit? Bei der Entscheidung welche Regeln man als sinnvoll erachtet und welche nicht. Diese Entscheidungen kann man später manchmal noch revidieren, meist muss man aber doch damit leben.

Die kulturelle Freiheit ist die wohl Größte und Kleinste zugleich – je nachdem, welcher Kultur man angehört und wie viele es davon am momentanen Aufenthaltsort gibt. In Europa mag man zwar das italienische Essen, eine Ferienanlage in Marokko teilt man sich dagegen eher ungern. Warum? Weil den meisten Deutschen die Italiener zu laut sind. Amerika besuchen wir zwar gerne und träumen auch irgendwie davon dort zu leben – amerikanische Touristen empfinden wir dagegen oft als nervig und aufdringlich. Warum? Weil die Amerikaner in unseren Augen schlechte Manieren haben, irgendwie finden wir sie aber dann doch ganz süß.

Alles was arabisch aussieht, betrachten wir erst mal mit einer Mischung aus Skepsis und Furcht. Den Massenmedien sei Dank, wissen wir ja, dass das auch ein böser Terrorist sein könnte. Die Nordlichter (Schweden, Dänemark, Finnland, Norwegen) betrachten wir als unterkühlt und oft unhöflich. Die Engländer mag man als Deutscher aus Prinzip nicht – genau wie die Franzosen. Den Afrikanern dagegen fühlen wir uns überlegen. Die Liste ließe sich nun sicher noch um einige weitere Vorurteile ergänzen, letztendlich zählt aber hier: Wo endet die kulturelle Freiheit? An der eigenen Toleranz und der Toleranz der andern.

Was ist also Freiheit? Alles tun und lassen was man will? Nein, denn damit läuft man Gefahr andere zu verletzen, egal ob körperlich oder seelisch. Denken was immer man will? Ja, aber was nutzt der Gedanke ohne das Erlebnis – was wieder zur Verletzung führen kann. Also, was ist Freiheit? Die Idee, dass man ohne Zwänge, Verpflichtungen und Sorgen ist? Oder doch die Torheit zu glauben, dass es diesen Zustand gibt? Vielleicht ist Freiheit nicht mehr als die Entscheidung, wie man sein Leben ausrichten möchte – welche Regeln man brechen will und welche Grenzen überschreiten. Vielleicht gibt es die Freiheit nicht oder vielleicht sieht man sie erst, wenn sie einem genommen wird.

Die Frage ist nur: Wird etwas erst erstrebenswert, wenn es einem verwehrt oder genommen wird?

8 Kommentare

  1. Nicht für jeden ist Freiheit ein erstrebenswertes Ziel. Es gibt Menschen denen macht es Angst frei zu sein, denn sie wissen nicht was sie mit sich und ihrer Freiheit anfangen sollen. Sie stehen gerne unter der Kutte des Vaters oder der Mutter, wollen das sie jemand leitet, ihnen zeigt wo es lang geht oder einfach nur in Ruhe gelassen werden. Sie lieben das Geregelte, ihre Welt in der alles in Ordnung ist (aus ihrer Sicht). Man kann diese Alltags-Autisten jetzt als dumm ansehen, als Kleingeister oder Verweigerer, denen man die Erleuchtung, wie schön es doch unter dem freien Himmel sei, nahe bringen muss. Aber ich meine hier muss man vorsichtig sein, denn schnell führt das zur Bevormundung und das wäre dann wieder Freiheitsentzug.

    Ein Mensch ist frei wenn er sich nach seinem Willen frei entfalten kann und dabei nur durch die ethischen Normen seines Umfeldes beschränkt wird. Das wäre jetzt eine Definition die mir dazu einfällt. Aber wie drückt sich das aus? Ein Aspekt ist, dass Freiheit etwas ist das sich nicht im Einzelnen sondern zwischen Menschen abspielt, weil du schreibst der Mensch sich eben nicht mit freien Gedanken und Gefühlen zufrieden geben kann, sondern diese in Taten umsetzen will/muss/wird.

  2. Mal abgesehen davon, dass ich einen Großteil der hier im Text getroffenen Aussagen schlichtweg als nicht vertretbar betrachte und ich im Tenor aller Texte selten deiner Meinung bin, muss ich sagen, dass ich trotzdem sehr gerne hier vorbeischaue und es auch weiterhin tun werde 😉

    Und das ist es ja worauf es ankommt…”Gefallen” willst du sowieso nicht…Also keep going!!

    1. @Gerald: du machst es dir aber ein wenig einfach, wenn du sagst, es gefällt dir, aber du bist anderer Meinung, ohne diese dann auch zu schreiben. Warum lässt du dich nicht auf die Diskussion ein? Ist es nicht sogar ein Widerspruch zu dem was du aussagen willst. Denn eine Meinung zu haben und sie nicht zu äußern, bestätigt ja eher die Aussage des Textes als das sie ihn widerlegt.
      (Aber das jetzt nicht als blaming verstehen: kann natürlich viele Gründe haben, z.b. zeitliche)

  3. ra.f., ich wusste, dass der (berechtigte) Kommentar kommt….

    Sind tatsächlich Zeitgründe warum ich nicht ausführlicher Stellung nehme…Aber die Zeit werde ich mir bald nehmen, versprochen 😉

    Kurz kann ich aber schonmal sagen, dass ich weder Amerikaner als nervig betrachte, noch Araber potentiell als Terroristen wahrnehme, Nordlichter als langweilig oder Russen als Alkoholiker…Sicher ist da ne gehörige Portion Ironie dabei, aber trotzdem versteh ich die Verbindung mit kultureller Freiheit nicht ganz…Insgesamt ist mir die Argumentationskette im ganzen Beitrag nicht klar…Trotzdem hab ichs gern gelesen, was für die Autorin und deren Schreibstil spricht!!

    1. Es ist keine Ironie, sondern Klischees Gerald. Das du persönlich Amerikaner nicht als nervig erachtest oder nicht in jedem Araber einen potentiellen Terroristen siehst das spricht zwar für dich, ist aber im Gesamtkontext irrelevant. Denn wenn du dir mal den Grundtenor verschiedener Umfragen etc. anhörst, dann stellst du fest, dass die Deutschen dank massiver medialer Panikmache mittlerweile schon ein ungutes Gefühl bekommen, wenn sie einen Araber sehen. Inwiefern diese Umfragen natürlich echt und nicht gefälscht sind, das sei zudem mal dahingestellt.
      Zu Amerikanern kann ich nur sagen: Mach bitte mal in Berlin eine englischsprachige Führung an der Sehenswürdigkeit deiner Wahl mit und sag mir danach nochmal, dass US-Touristen keine Nervensägen sind :D. Aber auch das ist ein Klischee und genau darum geht es in der kulturellen Freiheit: Klischees zu durchschauen oder zu bestätigen, je nach persönlicher Erfahrung.

      Ich versuche in dem ganzen Text nicht zu zeigen, wie unfrei wir sind, sondern eher, welchen Zwängen wir gegenüberstehen und welche Regeln im Grunde nichts weiter als eine Form der Kontrolle ist. Manche Regeln sind notwendig, andere nicht. Und genau dass ist die Frage, die jeder Mensch für sich selbst beantworten muss: Wo fängt die Freiheit an?

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