Wie schneidet man sich jemand aus dem Herzen? Nicht ganz. Nur den Teil, der mehr empfindet, als gut ist. Mehr als Sympathie, mehr als Verbundenheit – einfach zu viel, um eine Freundschaft zu ermöglichen. Oder einfach: Wie hört man auf, in jemand verliebt zu sein?
„Am Ende ist es eigentlich ganz einfach: Ich will jemanden, der mich genauso sehr will wie ich ihn!“ Trotz der tapferen Worte blickt meine Freundin Katharina traurig zum Fluss hinüber. Wir sitzen am Isar-Ufer in der viel zu warmen Februar-Sonne und hängen beide einen Moment unseren trüben Gedanken nach.
Ich liebe dich, aber du mich nicht
„Und was willst du jetzt machen?“ frage ich schließlich leise. Sie seufzt und schüttelt den Kopf. „Nichts. Ich kann ja gar nichts machen.“ Das stimmt nicht ganz, aber ich behalte den Gedanken für mich. Katharina hat einen sehr guten Freund, der immer schon mehr war. Für sie. Sie wollte immer mehr von Alexander als Freundschaft. Doch Alexander hat eine Freundin – mal wieder.
Ich dachte ich hätte dich vergessen
„Und du?“ fragt sie schließlich, „Was willst du machen?“. Ich seufze ebenfalls. „Nichts. Es hätte ja doch keinen Sinn.“ Mein Problem hat auch einen Namen – und blöderweise ebenfalls eine Freundin. Und eigentlich hatte ich das Problem schon gelöst. Bis es jetzt unvermittelt zurückkam, um mich wieder in den Hintern zu beißen.
Ich verlor dich und dann doch nicht
Adam war mal der verdammt süße Typ, mit dem ich täglich zusammen arbeiten musste und der mir täglich von seiner super-großartig-tollen Freundin erzählte. Das machte nichts, denn ich hatte auch einen super-großartig-tollen Freund und ein bisschen Herzklopfen schadet ja niemand. Dann endete Adams Praktikum und damit auch erst einmal unsere Geschichte. Bis vor ein paar Monaten, als wir zufällig in einem Kaufhaus übereinander stolperten. Er hat immer noch eine Beziehung – ich nicht mehr, das dumme Herzklopfen aber schon noch.
Ich will dich, aber du mich nicht
Damit könnte ich vielleicht auch noch leben, aber Adam verhält sich komisch. So als hätte er die letzten zwei Jahre nur darauf gewartet mich wieder zu sehen. So als würde sein Herz genau dieselben dummen Purzelbäume schlagen, wenn es mich sieht, wie meines, wenn es ihn sieht. Ich könnte das Dilemma nur lösen, wenn ich ihm ehrlich sage, was ich fühle – und riskieren, ihn nie mehr wieder zu sehen.
Ich bin verliebt in dich, du aber nicht
„Es ist einfach scheiße“, sagt Katharina. Ich stimme ihr aus vollem Herzen zu. Alexander verhält sich nämlich auch seltsam. Er schreibt Katharina Chat-Nachrichten, in denen er sie „wunderbar“ und „Eine von den Guten“ nennt. Er flirtet mit ihr, wenn sie sich treffen. So sehr, dass sogar ihre Freunde schon fragen, was da auf einmal gehe und ob Alexander nicht eine Freundin habe? Er verhalte sich nämlich ganz so, als wäre er schwerstverliebt in Katharina.
Ich hatte nie eine Chance
Manchmal, da gibt es Menschen, die schauen einem in die Augen, lächeln und das war es dann. Für immer. „Hallo, ich heiße Adam“ und Ende Gelände. „Hey ich bin Alexander“ und vorbei. Dumm nur, wenn man als Einziger in dem Dilemma hängt und der Andere eher nicht. Oder vielleicht doch, aber es spielt keine Rolle, weil er eine Freundin hat.
Egal was ich tue, es bricht mir da Herz
Was bleibt also? Lass uns Freunde sein, auch wenn mir dein Anblick jedes Mal das Herz bricht. Lass uns Abstand halten und aus den Augen verlieren, auch wenn es mir dabei das Herz zerreißt. Oder: Das große Geständnis mit der Gefahr, jemanden das Herz vor die Füße zu schmeißen, der es gar nicht haben will. Tja. Was also tun? Ich seufze. „Wir sollten uns betrinken gehen.“ Katharina nickt zustimmend.