Gesundheit Leben

DER WEG ZUR VERÄNDERUNG

Sechs Wochen, in denen man den Alltag zurücklässt. Sechs Wochen Zeit, um sich hauptsächlich mit den eigenen Problemen zu beschäftigen und an ihnen zu arbeiten. Und dann kommt man sechs Wochen später zurück und stellt fest, dass sich zwar innerlich viel verändert hat, aber der Alltag noch an der gleichen Stelle steht wie sechs Wochen zuvor.

Ich bin nun seit fast drei Wochen wieder zurück. Zurück von sechs Wochen intensiver Therapie und einer räumlichen Auszeit von meinem Alltag. Zurück aus einer psychosomatischen Klinik. Und seit fast drei Wochen versuche ich, darüber zu schreiben. Versuche, wieder anzufangen zu schreiben. Und mir fällt nicht ein wie oder was genau. Also tue ich seit fast drei Wochen das was ich immer tue, wenn ich mit mir hadere: Nichts. Oder zumindest nicht viel.

Der Scherbenhaufen der Realität

Eine Mitpatientin in der Klinik sagte ein paar Tage vor der Abreise zu mir: „Ich habe in der Zeit hier so viel gelernt und erkannt – und jetzt muss ich zurück zu meinem Scherbenhaufen und versuchen, ihn zu reparieren.“ Scherbenhaufen. Ich glaube nichts beschreibt besser, wie ich die neue alte Realität des Alltags wahrnehme. Denn in den sechs Wochen, in denen ich weg war, hat sich nichts verändert. Die alten Probleme sind gleichgeblieben – es haben sich sogar noch ein paar neue dazu gesellt. Und auch wenn ich die ersten Tage noch das Gefühl hatte, ab jetzt würde alles besser, hat mich nun doch die alte Frage wieder eingeholt: Was, wenn sich nie wirklich etwas verändert?

Veränderung beginnt dort, wo Vermeidung endet

Veränderung. Ich glaube ich schreibe schon seit fast sieben Jahren immer wieder von Veränderung – nur um dann jedes Mal wieder am selben Abgrund zu stehen und mich zu fragen, ob es nicht doch einfach wäre, einfach zu springen. Einstein sagte einmal, dass man Probleme nie mit der gleichen Denkweise lösen könne, durch die sie entstanden seien. Genau darin liegt auch mein Problem: Ich vermeide es schon mein ganzes Leben, dass zu tun was ich eigentlich tun will und habe auch immer eine Ausrede parat – keine Zeit, keine Inspiration, ein zu großes Risiko. Doch man wächst nicht daran, dass man vermeidet was einem Angst macht, sondern daran, sich seinen Ängsten zu stellen.

Um dich zu verändern, musst du wissen was du willst

Veränderung bedeutet nicht, das gleiche Haus in einer anderen Farbe anzustreichen, sondern es grundlegend zu renovieren. Oder neu aufzubauen, wenn es eingestürzt ist. Dazu braucht es aber erst einmal einen Bauplan, wie das neue Haus aussehen soll. Ich habe bisher mein Leben hauptsächlich damit verbracht, mich darauf zu konzentrieren was ich nicht will. Was ich nicht brauche. Das mag im ersten Moment wie ein Schritt in die richtige Richtung aussehen – immerhin weiß ich ja schon einmal etwas – entpuppt sich aber schnell als Trugschluss.

Um bei der Analogie mit dem Haus zu bleiben: Wenn ich in den Baumarkt laufe und mich nur auf die Dinge konzentriere, die ich NICHT in meinem Haus haben will oder NICHT für meine Renovierung brauche, dann fahre ich am Ende mit leeren Händen nach Hause. Man erreicht schlicht und ergreifend nicht, was man möchte, wenn man nur das vermeidet, was man nicht will. Alles was dabei raus kommt ist, dass man zu Hause wieder auf die gleiche hässliche Tapete starrt, die man schon seit Jahren austauschen will.

Erst überlegen, dann loslaufen

Wie tauscht man nun also diese hässliche Tapete aus? In dem man sich zunächst einmal überlegt, was man stattdessen will. Eine andere Tapete? Gar keine Tapete? Ein Wandtattoo? Vielleicht sogar gar keine Wand? Ich glaube wirklich, das Wichtigste ist erst einmal zu wissen, was man eigentlich will. Wo man hin will. Was man erreichen möchte. Erst dann lässt sich der Weg dorthin planen. Natürlich kann sich auf dem Weg dann noch einiges verändern, aber es ist dennoch besser mit einer Landkarte loszugehen, als planlos durch den Wald zu irren.

So viele gute Ideen, nicht wahr? Mein Problem ist jetzt nur, dass ich anfangen muss. Anfangen mit der Renovierung des Hauses. Anfangen mit der Veränderung. Und wie immer: Der erste Schritt ist der schwerste. Aber dieses Mal möchte ich ihn gehen.

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