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Der Unterschied

Einzigartig. So viele Menschen behaupten immer, sie wollten einzigartig sein. Nur um kurz danach wieder dem Muster der Gesellschaft zu folgen.

Sie blättern durch ihre „InStyle“ oder ihre „Vogue“ und suchen sich ein paar Kleidungsstücke in denen sie genauso aussehen wie die fünf Millionen anderen Klone. Sie fragen nicht warum, sondern zucken einfach mit den Schultern – „das war noch nie anderes“. Sie schalten die Glotze ein und lassen sich vom seichten Nichts berieseln. Aber hey – ich bin ja so einzigartig, immerhin trage ich rote Schuhe und nicht blaue wie alle anderen.

Es gibt keine gewöhnlichen Menschen. Jeder von uns kommt einzigartig auf diese Welt. Die meisten von uns leiden nur unter dem Anpassungssyndrom das man uns von klein auf eintrichtert. „Sei ruhig, spiel wie die anderen in der Ecke.“ – „Halte still und stör den Unterricht nicht.“„Stell keine unnützen Fragen.“ Und so zieht sich die Zwangsjacke der Gewöhnlichkeit immer enger um uns und wir tauchen unter in der Masse der Gesichtslosen.

Doch dann gibt es die Anderen. Jene, die „weil es so ist“ nicht für eine ausreichende Antwort halten. Die nachhaken, fragen, stören und einfach nicht verstehen können, was der Rest scheinbar als normal und gegeben akzeptiert. Diese Menschen fangen schon als Kinder an zu begreifen, dass sie anders ticken als ihre Mitmenschen. Sie fallen stets aus dem Rahmen, entweder weil sie zu langsam sind oder zu weit voraus preschen. Spätestens wenn die Pubertät einsetzt, beginnt die Ab- und Ausgrenzung. Ob selbst gewählt oder gezwungenermaßen.

Anders zu sein, bedeutet oft auch ein Stück weit Einsamkeit. Wer anders tickt als der Rest der Welt, wer nie wirklich dazu passt, wer sich inmitten einer Menschenmenge alleine fühlt, der muss immer bis zu einem gewissen Maße schauspielern. Für wahre Exoten existiert immer eine Wand zwischen ihnen und dem Großteil ihrer Mitmenschen. Vielleicht sind deshalb auch oft die größten Freaks die schlimmsten Spießer – frei nach dem Motto: Ein Geisterfahrer? Nein Hunderte. Dabei vergessen viele, dass es sich bei Normalität um nichts weiter als eine kollektive Illusion der Gesellschaft handelt.

Den wahren Exoten bleiben in dieser Illusion meist nur zwei Wege: Entweder sie akzeptieren ihre Andersartigkeit und verfolgen diesen Weg konsequent weiter oder sie legen sich eine Maske zu, erzeugen ihre eigene Illusion hinter der sie sich verstecken. Viele wählen den zweiten Weg und nicht wenige verschwinden irgendwann vollständig, wenn die Illusion den Schritt in die Realität geht. Viele Freaks sterben einsam und verzweifelt hinter der Maske der scheinbaren Normalität.

Anders wollen wir sein. Auffallen, herausstechen – aber bitte nicht so weit, dass wir unsere Gedanken auch zu Ende führen müssen. Denn mit dem Ende des Gedanken beginnt der Weg zur Tat. Träume haben wir alle, doch wie viele davon finden wirklich den Weg in die Realität. Ein wahrer Exot fällt immer aus dem Rahmen und manche halten damit auch ihren Mitmenschen den Spiegel vor. Vielleicht fürchtet ihr uns Freaks deshalb so.

Ich kann niemals so sein wie ihr. Auch wenn die Mauer oft nur aus dünnem Glas besteht und ich in eure Welt hinüber blicken kann – die Barriere bleibt doch immer da. Es gab und gibt immer noch nur ganz wenige, bei denen es sich anders verhält und doch, vielleicht hat das auch alles etwas Gutes. Ich will nicht als Maske sterben und im Grunde bin ich in Gesellschaft oft einsamer als alleine. Bis auf einige wenige Ausnahmen. Und bis auf jene, bei denen ich wünschte es wäre anders.

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