Was wäre wenn – die Frage, die man sich laut all der Lebensweisheitsratgeber dieser Welt NIE stellen soll, denn „nur das JETZT zählt“, die einen aber irgendwie doch verfolgt. Die Frage, wer man wäre oder geworden wäre, wenn man sich anders entschieden hätte.
Die Vergangenheit lässt sich nicht verändern. Was war ist vorbei und eigentlich macht es keinen Sinn, noch darüber nachzudenken. Aber manchmal, da holt einen die Frage doch wieder ein. Besonders dann, wenn das Hier und Jetzt, das ja zählt, irgendwie keinen Sinn mehr ergibt.
In einem anderen Leben, wer könnte ich da sein? Nicht falsch verstehen, ich rede nicht davon was wäre, wenn ich zu einer anderen Zeit oder einem anderen Kontinent auf die Welt gekommen wäre. Mit einem anderen Leben meine ich, wer ich wohl wäre, wenn ich mich manchmal anders entschieden hätte.
Was, wenn ich geblieben wäre, statt auf einer getroffenen Entscheidung zu beharren? Was, wenn ich manches ausgesprochen hätte, statt zu schweigen? Was, wenn ich mich getraut hätte zu vertrauen? Das Problem mit all diesen Fragen: Es gibt keine Antwort darauf. Denn ich bin gegangen, habe geschwiegen und hatte nicht den Mut oder einfach auch nicht das Herz um zu vertrauen. Ob ich es jetzt oder später bereue, spielt keine Rolle mehr.
Das Problem mit der Frage „was wäre wenn?“ ist die Illusion die sie erschafft. Das Traumgespinst, das daraus von einem selbst entsteht – davon wie man wohl wäre, wenn man sich anders entschieden hätte. Besser vielleicht. Weniger einsam / unglücklich / verletzt usw. Einfach irgendwie zufriedener. Aber es bleibt doch eine Illusion, denn nur weil man etwas nicht getan hat und das nun bereut, heißt das nicht, dass es auf lange Sicht die schlechtere Entscheidung war.
Ich bin gegangen, weil ich lernen musste, mir zu vertrauen. Ich hätte niemals bleiben können, ohne dass eine andere „was wäre wenn“-Frage mich gequält hätte. Ich konnte manche Dinge nicht sagen und manchmal bereue ich es. Doch alle die zählen, haben es dennoch verstanden. Das Problem mit dem Mut habe ich immer noch, aber in neuer Form. Vielleicht muss ich das auch erst noch lernen.
Es stimmt schon, was die ganzen Ratgeber sagen: Das Jetzt zählt. Man kann nicht verändern, was in der Vergangenheit liegt und muss mit der Gestaltung der Zukunft in diesem Augenblick anfangen. Aber gelegentlich tut es gut von etwas zu träumen das nie sein konnte und wohl – realistisch betrachtet – auch so nie passiert wäre. Die Erinnerung bleibt eben doch das eine Paradis, aus dem uns niemand vertreiben kann. Selbst dann, wenn es eine “Was gewesen wäre wenn”-Erinnerung ist. Und vielleicht ist das auch gut so.
Du schreibst so toll..