Anders. Wie oft sagt uns jemand, dass wir anders sein sollen? Anders sein als der Rest, wir sollen uns abheben von der Masse – Maßstäbe setzen, statt ihnen zu folgen. Aber eigentlich ist das nichts als eine große Lüge, denn anders bedeutet meist vor allem: Allein.
Anders sein, bedeutet nicht besser oder stärker oder schlauer. Es bedeutet einfach nur das: Anders. Anders denken. Anders fühlen. Anders träumen. Anders sein. Egal ob nur ein bisschen oder in eine völlig andere Richtung gehend – anders heißt meist auch: Unverstanden. Man kann versuchen es zu erklären, aber alles das nicht in die 0-8-15-Formel passt mit der man heutzutage die Welt betrachtet, erntet meist nur Unverständnis.
Geschauspieltes Leben
Individuell sollen wir sein. Unangepasst. Siegertypen. Vorwärts schauen und nicht zurück – solange wir nur alle letztlich dasselbe wollen: Geld, ein Eigenheim, eine Familie – ein Leben wie alle anderen auch. Aber was, wenn man das nicht wollen kann? Was, wenn nichts davon sich richtig anfühlt – sich niemals richtig angefühlt hat? Was, wenn individuell bedeutet, dass man anders ist? Anders sein muss, um nicht kaputt zu gehen?
Maskenmenschen
Anders heißt oft und meist auch viel zu lange: Verstellen. So tun als ob. Als wären all diese kollektiven Träume auch die eigenen. Als hätte man irgendwo auch das gleiche Ziel. Man setzt eine Maske auf und spielt mit – und irgendwann wacht man dann auf und fragt sich, ob unter dieser Maske noch irgendwas von dem Mensch der man mal war übrig ist.
Die Wahrheit ist doch: Niemand versteht, was „anders“ wirklich bedeutet. Nicht mal die, die anders sind. Aber wer anders ist, der weiß was es heißt, außerhalb zu stehen. Die Welt wie durch ein Fenster betrachten und sich wünschen, man könnte doch nur ein bisschen mehr so sein wie alle anderen. Ein bisschen weniger anders. Ein bisschen weniger allein.
Wie wahr. Ich gebe dir wirklich recht