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3 WEISHEITEN FÜR EINEN SCHLECHTEN TAG

Manchmal fühlt es sich an als wäre die Welt einfach zu viel – zu bedrohlich, zu dunkel und zu groß. An diesen Tagen habe ich immer das Gefühl, als läge permanent ein riesiger Betonklotz auf meiner Brust und alleine der bloße Versuch aufzustehen erscheint mir schier unmöglich. Es sind diese Tage, an denen mir alles Angst macht – der Tag, die Zukunft, das Leben. Aber mittlerweile habe ich erkannt, dass diese Tage nur besser werden, wenn ich meine Perspektive ändere.

#1: Nichts & niemand auf dieser Welt ist perfekt

Ich bin ein absoluter Perfektionist und ein Kontrollfreak obendrauf. Das Problem mit dem Streben nach Perfektion ist, dass man damit zwangsläufig scheitern muss. Weil weder ein Lebewesen, ein Gegenstand, ein Kunstwerk oder irgendetwas sonst auf dieser Erde wirklich perfekt sein kann. Oft ist es sogar so, dass scheinbare Perfektion ein Fluch werden kann. Das beste Beispiel dafür sind die drei Welthits „Stairway to Heaven“ von Led Zeppelin, „Creep“ von Radiohead und „Wonderwall“ von Oasis. Drei großartige Songs, die ihren Erschaffern mittlerweile nur noch auf die Nerven gehen. So sehr, dass Thom Yorke, der Sänger von Radiohead bei einem Konzert auf Publikumsrufe nach „Creep“ mal mit den Worten: „Verpisst euch, wir haben es satt“, reagierte.

Das Streben nach Perfektion ist also völlig sinnlos. Für einen Perfektionist ist diese Erkenntnis aber wenig hilfreich, denn: Was soll ich damit jetzt anfangen? Oder um es in meine Gedankengänge zu übersetzen: Heißt das, ich scheitere jetzt auch noch am nicht perfekt sein? Es gibt mehrere Ansätze dazu, den Perfektionisten im Zaum zu halten – der einzige, der für mich bisher funktioniert hat, ist der sich darauf zu konzentrieren, jeden Tag sein Bestmöglichstes zu geben. Wie? In dem man sich jeden Morgen drei Dinge überlegt, die man heute tun möchte – und die man dann auch macht.

Wichtig dabei: Es sollten realistische Dinge sein, die auf die aktuelle Tagesverfassung miteinbeziehen. An Tagen, an denen schon das Aufstehen schwerfällt, ist „ich mache heute eine Stunde Sport, gehe 10.000 Schritte und koche am Abend ein Drei-Gänge-Menü für mich und meine Familie“ wahrscheinlich eher unrealistisch. Deshalb: Besser mit kleinen Dingen anfangen. Das kann zum Beispiel sein: Ich lese heute zehn Minuten ein Buch. Ich meditiere heute zehn Minuten. Ich mache einen kleinen Spaziergang. Oder auch: Ich gehe heute duschen. Ich gehe heute einmal nach draußen. Was immer es ist: Konzentriere dich auf diese drei Dinge und mache sie. Jeden Tag. Das ist das bestmögliche. Und mit der Zeit wird daraus mehr.

#2: Kontrollieren kannst du nur deine Interpretation

Wenn der Perfektionist einmal im Zaum gehalten ist, schleicht sich sofort der Kontrollfreak durch die Hintertür herein. Zwar ist das Konzept mit den drei realistischen Zielen pro Tag ein guter Anfang, um auch den Kontrollfreak zu zähmen, aber der fängt meist sofort an, diese Erfolge klein zu reden. „Ja super, du hast heute ein Buch gelesen – andere Leute haben heute schon ihr drittes Buch fertig geschrieben.“ Die Aussage dahinter ist: Hättest du dich und dein Leben etwas besser unter Kontrolle, dann wärst du viel erfolgreicher und hättest ein viel besseres Leben und so weiter. Das ist natürlich vollkommener Quatsch, denn: Ebenso wie Perfektion ist Kontrolle eine völlige Illusion.

Das Einzige, worüber ich wirklich Kontrolle habe, ist meine persönliche Interpretation. Der Rest ist Zufall – Glück oder Unglück. Alles was man tut hat immer das Potential alles zu werden – vom Riesenerfolg zum Fehlschlag und allen Abstufungen dazwischen. Der Fehler, den ich viel zu lange gemacht habe, lag darin, meine Taten an den Erfolgen anderer zu messen. Was immer eine extrem schlechte Idee ist. Kontrolle entspringt dem Bedürfnis nach Sicherheit – und sicher fühlen wir uns dann, wenn wir von unserer Umgebung angenommen werden. Der Fehler liegt dann darin, zu versuchen es dem Umfeld Recht zu machen und fremde Maßstäbe für das eigene Leben zu übernehmen, denn: Du kannst nicht kontrollieren, was andere über dich denken oder sagen – du kannst immer nur deine eigene Realität kontrollieren.

Dazu ein Beispiel: Wenn ich eine Strecke von fünf Kilometern jogge, dann brauche ich dafür aktuell etwa 45 Minuten. Für mich ist die Tatsache, dass ich es überhaupt schaffe, fünf Kilometer am Stück zu laufen, ein absoluter Erfolg. Ich habe überhaupt erst vor etwas mehr als einem Jahr angefangen zu joggen – im Juni 2019 schaffte ich es gerade mal, 20 Minuten am stück durchzulaufen, heute sogar eine Stunde, aber eben recht langsam. Jemand der seit Jahren regelmäßig joggt und etwa im gleichen Alter ist wie ich, für den sind 45 Minuten für fünf Kilometer wohl eher ein Armutszeugnis. Kann ich kontrollieren, was der langjährige Jogger von meinem Erfolg hält? Nicht im Geringsten. Ist seine Interpretation für mich relevant? Nur wenn ich es zulasse.

#3: Nichts bringt uns auf unserem Weg besser voran als eine Pause

Kommen wir zurück zu meinem schlechten Tag. Einen dieser Tage, in denen alles sinnlos erscheint. In denen der Betonklotz auf meiner Brust mit jedem Atemzug schwerer wird. An diesen Tagen ist alles ein Kraftakt: Das Aufstehen, das Essen, das Denken und am meisten wohl das Fühlen. Was es dann noch schlimmer macht, ist der Versuch, trotzdem irgendwie zu funktionieren. Irgendwie so zu tun, als ginge es mir gut. An diesen Tagen schaffe ich in der Regel sehr wenig von dem, was ich tun möchte, was dann meist dazu führt, dass ich mir selbst Vorwürfe über meine Unproduktivität mache. Und bange auf den nächsten Tag blicke, an dem ich ja nun all das, was ich heute nicht geschafft habe, irgendwie nachholen muss.

Stress bedeutet nicht nur, viel zu tun zu haben – es kann auch bedeuten, zu viel von sich zu verlangen. Zu viele Dinge tun zu wollen & dann den Überblick über die Dinge zu verlieren, die man tun sollte, bis man irgendwann an dem Punkt angelangt, an dem man alles nur noch halbherzig macht. Oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr. Mangelnde Kontrolle und mangelnde Perfektion in Reinform. Was mache ich also, wenn ich nichts mehr machen kann? Genau das: Gar nichts. Statt zu versuchen, etwas schnell und halbherzig zu erledigen, sollte man zuallererst eine Pause machen.

Zehn Minuten spazieren gehen. Eine Kaffee- oder Tee-Pause machen. Eine kurze Meditation. Je nachdem eben, was die aktuelle Situation gerade hergibt. Und statt sich während dieser Pause auf all das zu fokussieren, was man aktuell noch nicht geschafft hat, sollte man darüber nachdenken, was man heute schon alles hinbekommen hat: Aufstehen. Duschen. Anziehen. Essen. Zur Arbeit fahren. Im morgendlichen Jour Fix niemand anschreien. Eine Bewerbung zu schreiben. Spazieren zu gehen. Egal was, konzentriere dich während deiner Pause darauf, was du heute alles schon geschafft hast und klopfe dir dafür innerlich auf die Schultern. Wiederhole die Pausen täglich, so oft du sie brauchst.

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